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Dr. Franz Wirer von Rettenbach Teil 2

Blog Beitrag von Dr. Michael Kurz vom 13.02.2020

 

Wirers letzte Jahre und Tod

In seinem letzten Lebensjahr hatte sich Wirer von Ischl entfremdet. Die Affäre rund um den Bau des neuen Hotels Tallachini hatte die Geduld des Mäzens sehr strapaziert, trotzdem setzte er die Gemeinde Ischl in seinem Testament vom 28. April 1843 zum Nutznießer der Badeanstalten ein. Erst nachdem er im Sommer 1843 von den Intrigen in Ischl gehört hatte, die zur Spaltung des Magistrats geführt hatten, änderte er am 28. August 1843 in Ischl seinen letzten Willen und führte die Ischler Besitzungen in eine Stiftung ein.

In einem Brief vom 5.1.1844 an den Ischler Bademeister Mathias Gschwandtner teilte Wirer mit, dass er einen Unfall erlitten hatte: „Ich bin vor 12 Tagen über eine Stiege 13 Stufen herabgefallen, und habe eine allgemeine Erschütterung erlitten mit Fieber, wovon ich heute das erstemal das Bett verlassen konnte, aber sehr matt bin, ich habe schwere Prüfungen zu überstehen.“

Noch Ende Februar hatte er sich noch nicht erholt: „Meine Gesundheit ist wie das Wetter, voller Abwechslung, daher immer noch leidend und schwach, ich hoffe mit dem Frühjahr wird es besser werden.“

Ein bislang übersehenes Detail: Erst an seinem Sterbetag änderte Wirer sein Kodizill dahingehend ab, dass er nicht in Ischl, sondern in Wien begraben sein wollte. Der Sturz war vermutlich die Ursache oder zumindest mit ein Grund für seinen Tod Ende März.

Nachdem Wirer kinderlos und unverheiratet war, publizierten seine drei Neffen die Todesanzeige:

 

Sterbeparte Wirers (OÖLA Landschaftsakten Schachtel 276)

 

In praktisch allen österreichischen Zeitungen erschienen längere oder kürzere Würdigungen. Wirer hatte hier sicherlich auch vorgesorgt, sein Kollege Dr. Sterz zeichnete für die meisten verantwortlich, wo vermutlich eine Zeitung von der anderen abschrieb.

 

Rezeption und Nachwirken

Auch noch lange nach Wirers Tod blieben seine Errungenschaften bestehen. An die Leistungen des Arztes erinnerte man sich natürlich besonders gerne in Ischl.

Schon 1855 erschien eine ausführliche Würdigung im Ischler Fremdensalon, der sich eingehend mit dem Leben des Mediziners auseinandersetzte.

1894 beging Ischl feierlich das 50-Jahr-Jubiläum der Wirerstiftung, im Zuge dessen auch das Wirer-Denkmal restauriert wurde.

1909 wurde der Matzleinsdorfer Friedhof aufgelassen, weshalb die Gemeinde Ischl die Gelegenheit sah, die sterblichen Überreste des Wohltäters nach Ischl zu holen. Leider legten sich die Angehörigen quer, die vermeinten, Wirer hätte sich explizit die Bestattung in Ischl verbeten. Die Überführung unterblieb, aber der Exhumierte erhielt ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

„Seit 1844 ruhten die sterblichen Überreste des berühmten Arztes und großen Philanthrophen Dr. Franz Wirer Ritter von Rettenbach auf dem Matzleindsdorfer Friedhof. Durch Auflassung eines Teils desselben wurde auch das Grab Dr. Wirers betroffen und dachte die Gemeinde Ischl daran, die Überreste seines großen Wohlthäters hierher zu überbringen und auf dem hiesigen Friedhofe beisetzen zu lassen. Der Ansprüche noch lebender Verwandter Dr. Wirers wegen musste hievon jedoch Abstand genommen werden, wogegen der Herr Bürgermeister von Wien, Dr. Karl Lueger, die Güte hatte, im Einvernehmen mit dem Stadtrat ein Ehrengrab für Dr. Ritter von Wirer am Zentralfriedhof zuzusagen....“

Am 13. Oktober fuhr eine Deputation aus Ischl zur Exhumierung und Wiederbestattung nach Wien. „...Nach seiner Ansprache legte Herr Bürgermeister Leithner einen Kranz mit der Widmung ‚Die dankbare Gemeinde Ischl – ihrem Wohltäter‘ .. am Grabe nieder.

 

Wirers Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof

 

Zwei Jahre später –1911– erhielt der Förderer Ischls auch in Wien eine Straßenbezeichnung, die „Wirerstraße“ liegt im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten.

Die Schöpfungen Franz Wirers sind auch heute fast 250 Jahre nach seiner Geburt und kurz vor dem 200. Geburtstag Ischls 2022 nicht hoch genug einzuschätzen.

 

Überarbeitet und aktualisiert nach: Kurz, Michael: Ein österreichischer Biedermeier-Arzt von europäischem Rang: Zum 175. Todestag von Franz Wirer, Ritter von Rettenbach (1771 - 1844), erschienen in: Mitteilungen des Ischler Heimatvereins 38/2019, S.19-43

Danke fürs lesen,
Dr. Michael Kurz

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