Blog Beitrag von Johannes Eberl vom 15.11.2019
Eine der interessantesten Persönlichkeiten Ischls war Hans (Johann) Sarsteiner (1839 – 1918).
Geboren wurde er am 22.12.1839 als Kind der Gastwirte Johann und Margarete Sarsteiner. Die Familie Sarsteiner gehörte zu den angesehensten Familien Ischls. Sie besaß den Gasthof „Stephan Fadinger“ auf dem Kreuzplatz. Als Ischl zum Treffpunkt der großen Welt wurde, wurde das Haus in „Goldenes Kreuz“ umbenannt. Versorgt wurden die Hotelgäste teilweise von Produkten der Landwirtschaft in Jainzen, welche die Eltern von Hans 1850 gekauft hatten. Dort errichteten sie auch eine Kapelle („Maria Heimsuchung“), die später mit Erinnerungsstücken von der Reise ins Heilige Land ausgeschmückt wurde.
Hans besuchte die Realschule in Salzburg, Aufenthalt in der Schweiz, Mitarbeit im Hotel.
Ab 1873 übernahm er die Leitung des Hauses. Im gleichen Jahr heiratete er Josefa Haidinger, Tochter eines Fleischers; die Ehe blieb kinderlos. Das Hotel nahm unter ihm einen großen Aufschwung.
Sarsteiner war sehr sportlich, bestieg gerne die Berge und jagte auch. Seit 1887 war er Obmann des Deutschen und Österr. Alpenvereins Sekt. Salzkammergut. Zahlreiche Wanderwege entstanden in dieser Zeit. Er bestieg noch mit 68 Jahren den Montblanc, mit 70 den Dachstein.
1889 Obmann des Ischler Turnvereins, Bau der Turnhalle.
1891 Einstimmige Berufung in den Gemeinderat – am 17.6.1897 begrüßte er – wohl wegen seiner ausgezeichneten Sprachkenntnisse am Ischler Bahnhof den thailändischen König Chulalongkorn.
1903 Ehrenbürgerschaft
1908 verkaufte er sein Gut im Jainzental an den Kaiser. Ebenso veräußerte er das Hotel. Im Alter von 59 Jahren zog er sich ins Privatleben zurück.
Für seine Zeit eher ungewöhnlich waren die Reisen, die er bei Thomas Cook (!) buchte. Alle Fahrten unternahm er mit Gattin Josefa. Diese schickte zahlreiche Karten an Freunde in Ischl.
Die erste Reise führte vom 12.10. – 21.11.1887 ins Heilige Land.
Es folgten
Reise nach Indien (1890/91),
Reise um die Erde 1892/93Südseeinseln 1898/99
Hans war ein genauer Beobachter und schilderte seine Reisen für die Zeitung und fertigte zahlreiche Bleistiftskizzen an.
Sarsteiner sah aber nicht nur auf sich, sondern er wirkte in der Gemeinde weiterhin als Wohltäter. So bezahlte er für den Neubau des Ischler Krankenhauses 8000 Gulden. 1910 verlieh ihm der Kaiser das Ritterkreuz des Franz Joseph Ordens.
1912 wurde das „Sarsteiner Stiftungshaus“ in der Grazerstraße eröffnet, das er als Altersheim gestiftet und nach seinen Eltern benannt hatte. Der Kaiser persönlich besuchte das Haus und trug sich ins Gästebuch ein.
1917 ließ er ein Kriegergrab für die Gefallenen des Weltkrieges auf dem Friedhof errichten. Im selben Jahr starb seine Gattin Josefa, was ihn zutiefst deprimierte. Am 19. Oktober 1918 erschoss sich Sarsteiner in seiner Villa aus Angst vor der ungewissen Zukunft.
Falls jemand mehr wissen will: Erinnerungen an Sarsteiner findet man in einer eigenen Abteilung des Museums der Stadt Bad Ischl. Alexander Savel hat in den Mitteilungen des Ischler Heimatvereins (Ausgabe 2019) ausführlich über ihn geschrieben.