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Boart Sepp - Eine Geschichte aus Tour und Musik

Blog Beitrag von Bernhard Schmalnauer vom 11.06.2020

© Boart Sepp Aufnahme aus den 1980ern ©Bernhard Schmalnauer

Eine der letzten Aufnahmen von Boart Sepp aus den 1980 Jahren.


Josef "Boart Sepp" Schmalnauer (* 17. Mai 1930 in Bad Ischl; † 9. Jänner 1992 ebenda) war ein singender Gastwirt in Bad Ischl.

Schmalnauer begann eine Lehre als Elektriker und musste als Lehrbub beim Abbau des Konzentrationslagers in Ebensee abscheuliche Relikte mitansehen. Er war außerdem sehr universell talentiert. Sepp spielte Gitarre und sang Baritonstimme in einer ganz außergewöhnlichen Qualität, woran sich heute Zeitzeugen noch sehr gut erinnern können. Das musikalische Talent war von Natur aus gegeben und so bildete er bereits in jungen Jahren eine erste Musikgruppe. Es wurde hauptsächlich Volksmusik gespielt, aber auch aktuelle deutsche Schlager, sehr bekannt wurde er auch für seine "Seemannslieder".
 

© Beginn des Bartes in den 1950ern ©Bernhard Schmalnauer

Der Beginn des Bartes


Mit Mitte 20 ließ er sich aufgrund einer Wette einen großen Bart wachsen, was für damalige Zeiten in diesem Alter äußerst ungewöhnlich war. Da ihm der Bart so gut gefiel behielt er ihn und selbiger wurde auf Zeit seines Lebens namensgebend - „Boart Sepp“ (im Ischler Dialekt auch Båcht Sepp).

Josef "Boart Sepp" Schmalnauer verdiente mit Ende 20 sein Geld durch Musizieren und Holzschneiden, danach packte ihn das Reisefieber und er begab sich mit seiner Gitarre und einem Lohner-Roller mehrmals auf eine Tour nach Deutschland, Holland und Dänemark. Aufgrund seiner Vorliebe für "Seemannslieder" zog es ihn hauptsächlich zu Hafenstädten hin. Oft wurde er von Freunden begleitet, wie z. B. seinen damaligen besten Freund und Musikerkollegen Eisl Matthias - Eisl Hias, mit dem er auch zusammen im Duett sang. Es wurden Städte wie Hamburg, Rotterdam und Kopenhagen bereist.
 

© Boart Sepp in den 1960ern ©Bernhard Schmalnauer

Boart Sepp auf seinem Lohner-Roller


1960 fand in Kopenhagen am Tivoli Odense ein Wettbewerb der Straßenmusikanten „Gaardsanger Grand Prix“ statt, wo er den ersten Platz belegte und seinen Freund Robert Liebhart kennen lernte. Zwischen den Reisen spielte er auch Wiener Heurigenmusik mit Musikerkollegen Herrn Ferry Wörn im Weinhaus Attwenger in Bad Ischl.
 

© Weinhaus Attwenger mit Herrn Ferry Wörn in den 1960ern ©Bernhard Schmalnauer

Boart Sepp mit Herrn Ferry Wörn im Weinhaus Attwenger


1965 versuchte er sich bereits mit seiner späteren Frau, Maria Schmalnauer, das erste Mal als Gastwirt in der "Benny-Bar" im Ortsteil Kreutern in Bad Ischl. Aufgrund Differenzen mit den Vermietern blieb aber das Pachtverhältnis nur 1 Jahr aufrecht und er begab sich wieder auf Reisen und verdiente sein Geld mit Unterhaltungsmusik und diverse Nebenarbeiten wie Holzschneiden und Elektrikerdiensten.

Mittlerweile hatte Sepp Schmalnauer seinen späteren "Haus- und Hofmaler" und Freund, den Kunstmaler Carlo Battisti kennengelernt. Die beiden verstanden sich bestens, da beide ein sehr buntes Leben verband.

Mit dem zum Verkauf stehenden legendären „Cafe Casino" in der Grazerstraße bot sich die Gelegenheit seinen Wunschtraum als "singender Ischlerwirt" zu verwirklichen. Das Lokal im Erdgeschoß wurde mit großen Bildtafeln von Carlo Battisti versehen, welche Bad Ischl in alten Ansichten zeigen. Die Eröffnung des Lokales fand am 16. Juni 1971 statt. Josef Schmalnauer unterhielt die Gäste mit Gitarre, Stimme und Humor, während seine Frau Maria Schmalnauer servierte. Es war ein großer Andrang, vor allem in der Anfangszeit, und Sepp Schmalnauer gelang es wie keinem anderen zuvor die verschiedensten Gesellschaftsschichten an einem Tisch zu vereinen und zu unterhalten. Es trafen sich unter anderem auch Künstler von den Operettenwochen, Sportvereine, Doktoren, Wirtschaftstreibende etc.
 

Cafe Casino in den 1970ern


Hinter dem Gebäude des "Cafe Casino" befindet sich ein ca. 380 m² komplett von Hand herausgeschlagener Naturkeller im Fuße des Siriuskogls, der sogenannte Grieblkeller. In selbigen befand sich ein Hütterl wo Sepp Schmalnauer seine Stammgäste auch nach Sperrstunde noch unterhielt. Sehr berühmt in Bad Ischl wurde auch seine Gulaschsuppe, die er nach einem ungarischen Geheimrezept fertigte und welche besonders zu den frühen Morgenstunden sehr beliebt war. Das Lokal wurde zu einem unvergleichlichen Geheimtipp in der Stadt Bad Ischl.
 

© Gemütliche Runde in den 1970ern - Wörn, Schiffer, Bobowski, Schiffer ©Bernhard Schmalnauer

Gemütliche Runde


1992 starb Josef "Boart Sepp" Schmalnauer völlig unerwartet. Es war dies ein schwerer Schlag für die Ischler Szene, da auch viele "späte Gäste" bei ihm einkehrten und die Gastfreundschaft und das humorvolle Wesen des Boart Sepp zu schätzen wussten.

Danke fürs Lesen,
Bernhard Schmalnauer

 

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