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Die Kalvarienbergkirche

Blog Beitrag von Johannes Eberl vom 5.11.2020

Blick auf die Kalvarienbergkirche


Johann Steiner schreibt in seinem Reiseführer von 1820, also vor 200 Jahren:
„Zwey Plätze gewähren in Ischl eine angenehme Aussicht, nämlich: der Kalvarienberg, von welchem man Ischl rückwärts erblickt, und das Schlängeln der Traun zwischen der Au, am Fuße des Katter- und Schloßberges, und dem freundlich bewachsenen, gegen den übrigen hohen Gebirgen einem Maulwurfshaufen gleichenden, Hundskogel (Anm.: Siriuskogel), die Ruinen des alten Schlosses Wildenstein, die freundliche Ebene von Reiterndorf und Sulzbach, und die entfernten Kammerguts- und Ausseer Gebirge, einen prächtigen Anblick gewähren; der zweyte Punkt… “.
 

Blick auf Bad Ischl von vor 200 Jahren


Heute sieht der Blick ins Tal so aus:

Blick auf Bad Ischl im Jahr 2020


Während der von den Jesuiten geleiteten Gegenreformation entstanden die Kalvarienberge. Der erste im Kammergut wurde 1696 in Traunkirchen errichtet. Als nächster folgte der von Ischl zwischen 1704 und 1706.
 

Zeichnung der Kreuzigungsgruppe


Am 14. September 1706, dem Fest der Kreuzerhöhung, wurden von den Ischler Bürgern „die Statuen“ - es handelt sich wohl um die Kreuzigungsgruppe – in feierlicher Prozession „den Berg“ hinaufgetragen. Die Figuren werden dem Bildhauer Johann Georg Kammerhofer aus der Guggenbichler-Werkstatt in Mondsee zugeschrieben.
 

Altarraum


Später wurden Ergänzungen hinzugefügt. So stammen die Reiterstandbilder der Überlieferung nach vom Ischler Salinenarbeiter Jakob Stadler aus dem 19. Jhdt.

Die zweitürmige Fassade der Kirche beherrschen die neun fast lebensgroßen Terrakotta-Figuren vom „Gericht Jesu“. Wir wissen nicht, wer die interessanten Tonplastiken geschaffen hat, finden aber am Karner von Lorch Gestalten der gleichen Art.
 

Die Terrakotta Figuren


Die Figuren bilden 3 Gruppen; die mittlere hier gezeigte wurde einst von einem Vorbau geschützt.
 

Alte Aufnahme der Kirche


Aus dem Jahr 1705 stammt das Votivbild „Madonna mit Tränen“, das am unteren Rand die Inschrift trägt „R.P. Felix Enzinger, Profeß Lambacensis, Ord.S.P. Benedicti 1705“
 

Andachtsbild Madonna mit Tränen


Pater Felix Enzinger, geb. 2.11.1663 in Ischl dürfte wohl dieses Andachtsbild gestiftet haben. Darunter befindet sich ein Gestell für Lichter, die fromme Besucher entzünden. Ich habe den Platz noch nie ohne brennendes Wachslicht angetroffen.

1715 kamen zwei weitere Werke in die Kirche:
 

Ölbild „Das jüngste Gericht“ von Paul Preisl
 

Orgel in der Kirche


Auf der hölzernen Empore steht eine Orgel mit 56 Zinnpfeifen, die heute noch ertönen. Das Instrument stammt vom Orgelbauer Johann Lorenz Santmayer aus Wimsbach bei Lambach.

1779 kam noch das 120 m2 große barocke Deckenfresko dazu.
 

Deckenfresko


Abschließend sei noch das jüngste Kunstwerk erwähnt. Es ist das Taufbecken, das Christoph Breidt 2010 angefertigt hat, wobei er nur heimische Materialien verwendete.
 

Das Taufbecken


Viel könnte man über unsere sehr beliebte Kalvarienbergkirche noch erzählen. Der Kunstinteressierte findet interessante Details im Kirchenführer, der auf dem Schriftenstand aufliegt.

Wir verlassen nun den Ort. Es soll aber ein zweiter Blog über die reizvolle Umgebung der Kirche folgen.
 

Blick auf die Rückseite der Kirche


Danke fürs Lesen,
Johannes Eberl