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Brauchtum in Bad Ischl

Ein Brauch (von althochdeutsch bruh "Nutzen") ist eine innerhalb einer Gemeinschaft entstandene, regelmäßig wiederkehrende, soziale Handlung von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen. Bräuche sind Ausdruck der Tradition.

© Sternsinger ©www.badischl.at

Sternsinger

jährlich vom 1. bis 6. Jänner
Gruppen von Buben und Mädchen ziehen als die "Heiligen Drei Könige", angeführt von einem Sternträger, von Haus zu Haus und singen religiöse Lieder. Mit geweihter Kreide malen die Sternsinger das Zeichen K+M+B (=Christus man sionem benedicat / Christus segne dieses Haus), versehen mit der Jahreszahl, auf den Türstock oder die Schwelle des Hauses.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Heilige Drei Könige ©Lenzenweger
© Glöckler ©Foto Hofer
© Glöckler ©Lenzenweger

Glöcklerlauf und Ritt der Heiligen Drei Könige

jährlich am 5. Jänner
Alljährlich in der letzten Raunacht, das ist die Nacht vom 5. auf den 6. Jänner, findet in Bad Ischl bei Einbruch der Dunkelheit das Glöcklerlaufen statt. Der Name "Glöckler" leitet sich von "klocken" (=anklopfen) ab und bezieht sich auf ältere Heischebräuche mit Masken.

Die Glöckler ziehen dabei in weissen Gewändern in den umliegenden Ortschaften von Haus zu Haus bis sie im Stadtzentrum ankommen. Mit ihren kunstvoll gearbeiteten, hell leuchtenden Kappen kommen die Glöckler aus dem Dunkel der Nacht. Sie sind die Lichtbringer, welche (nach altem heidnischen Glauben) die Dunkelheit und Kälte durch Licht und Wärme besiegen. Das Heil und der Segen der guten Geister sollen gewonnen und die bösen Geister der Finsternis vertrieben werden. Das Klingen der Glocken und der Rhythmus ihrer Schritte soll das unter der Schneedecke liegende Getreide aufwecken und zum Wachsen bringen.

In sogenannten Passen laufen die Glöckler zu jeweils rund 20 Personen. Der Vorläufer gibt dabei mit seinem Holzstab ein Zeichen für die zu laufenden Figuren, etwa den Achter und den Kreis, beides Symbole für die Unendlichkeit und die ewige Wiederkehr.

Die Heiligen Drei Könige reiten vor den Glöcklern feierlich ins Zentrum von Bad Ischl ein. Von Fackelträgern und Hirtensängern begleitet, wird der Auböckplatz gegen ca. 17 Uhr erreicht. Gesungen werden dabei alte überlieferte Hirtenlieder aus dem Salzkammergut. Besonders beachtenswert sind die Gewänder der Könige und ihrer Begleiter, sowie das Geschirr der Pferde. Durchgeführt wird der "Ritt der Heiligen Drei Könige" vom Trachtenverein und dem Männergesangsverein Bad Ischl.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Kripperlroas ©www.badischl.at
© Lippenbauer Krippe ©www.badischl.at

Kripperl-Roas

jährlich zwischen 2. Jänner und 2. Februar
In Bad Ischl gilt die Anfertigung von Weihnachtskrippen als traditionelles Handwerk privater Personen. Viele, teils mehrere hundert Jahre alte Krippen in Privatbesitz können in der Zeit von 25. Dezember bis 2. Februar direkt biem Besitzer/Erbauer besichtigt werden. Bitt beachten: Die gebuchte "Kripperl-Roas" (Hochdeutsch: Krippen Reise) startet erst mit 2. Jänner.

Die Roas beginnt im Museum der Stadt Bad Ischl, wo die berühmte Kalss-Krippe und weitere kleinere Krippen zu besichtigen sind. Anschliessend geht es mit der Pferdekutsche weiter durch das winterlich verschneite Bad Ischl zu den verschiedenen Hauskrippen. Zum Abschluss gibt es entweder Holzknechtnocken oder eine Kripperlspeis. Natürlich ist es auch möglich die Krippen auf eigene Faust zu besuchen. Bitte erkundigen Sie sich immer vorab ob die Besitzer auch zu Hause sind, damit man nicht vor verschlossener Tür steht.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Palmweihe ©Kurt Reisenauer
© Palmweihe ©Kurt Reisenauer

Palmweihe

jährlich am Palmsonntag
Die Palmbuschen, die am Vortag gebunden wurden, werden am Palmsonntag geweiht. In Bad Ischl kennt man drei verschiedene Arten von Buschen: Zum einen sind das die sogenannten "Krampen", die von den Bauern zur Weihe gebracht werden. Bis zu 5 Meter hohe Weidenstämme werden abgeschnitten und mit den übrigen Zutaten zu einem einzigen Stamm zusammengebunden. Es sind meist so viele Zweige wie der Bauer Felder hat, da bis Mittag auf jedem Feld ein geweihter Zweig stecken soll.
Die jungen Buben haben den Stanglpalm, einen aufwändig gebundenen Buschen auf einem Holz-Stecken. Frauen tragen in der Hand den einfachen Palmbuschen.
In allen drei Formen müssen bestimmte Pflanzen vorhanden sein. Und zwar: Palmkätzchen, Schrodl (=Stechpalme), Segensbaum, Buchsbaum, Eichenlaub, Sendl (=Erika), Seidelbast, Kranawette (=Wacholder), ein Haselzweig sowie Äpfel.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Maibaum aufstellen ©www.badischl.at
© Maibaum aufstellen ©www.badischl.at

Maibaum aufstellen

jährlich am 30. April
Beim Maibaum aufstellen handelt es sich um einen alten Fruchtbarkeitsbrauch. Für den Maibaum wird ein schöner gerade gewachsener Baum mit etwa 30 bis 34 Meter Länge ausgesucht, am 30. April in der Früh geschlagen, geschäpst (von Rinde und Ästen befreit) und dann geschmückt. Durch das Schäpsen werden der Überlieferung nach, böse Geister und Hexen, die sich in Gestalt von Käfern unter der Rinde verstecken könnten, vertrieben.
An der Spitze des Baumes bleibt der grüne Wipfel erhalten, in dem nach germanischer Vorstellung die Götter wohnen. Die Kränze versinnbildlichen das weibliche Element, das vom männlichen Element, dem Stamm, durchdrungen wird. Die verbindenden Bänder üben den Bindezauber aus und binden sozusagen den Segen der Gedeihenden.
Der Maibaum wird noch ganz der alten Tradition entsprechend von kräftigen Burschen von Hand aufgerichtet, was bis zu zwei Stunden dauern kann. Dies geschieht mit Hilfe von langen Stangen, den Schwoageln.
Die ganze Nacht über wird der Baum streng bewacht, damit er nicht von Burschen aus anderen Orten gestohlen oder beschädigt werden kann. Allerdings ist das Maibaumstehlen ganz genauen Regeln unterworfen.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Pfeifertag ©www.badischl.at

Pfeifertag

jährlich am 15. August
Seit 1925 findet am 15. August auf einer Alm im Salzkammergut der noch sehr junge Brauch im Jahreskreis statt. Musiziert wird mit den seit Jahrhunderten für das Salzkammergut typischen Instrumenten, nämlich der Seitelpfeife, der Schwegelpfeife und der Maultrommel. Die Bläser, Trommler, Geigenspieler und Seitelpfeifer spielen dabei traditionelle Melodien abseits von Kitsch und Kommerz.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Liachtbratlmontag ©Foto Hörmandinger
© Liachtbratlmontag ©www.badischl.at

Liachtbratlmontag

jährlich am ersten Montag nach Michaeli (29.9.)
Der Liachtbratlmontag ist jener Tag, an dem erstmals im Herbst bei der Arbeit künstliches Licht verwendet werden muss. Die Betriebe sparten also die Sommermonate über Geld und davon gab der Meister seinen Angestellten ein Bratl (=Braten) aus. Am Liachtbratlmontag werden in Bad Ischl alle Personen besonders geehrt, welche in diesem Jahr einen runden Geburtstag feiern. Vormittags gibt es den schon traditionellen Fototermin auf der großen Hauptstiege vor dem Kongress und TheaterHaus im Kurpark von Bad Ischl.
Alle 50er, 60er, 70er, 80er marschieren danach in einem Festzug durch die Stadt (noch ältere Personen fahren in geschmückten Pferdekutschen), um nach der Kranzniederlegung beim Kriegerdenkmal, gemeinsam die heilige Messe zu feiern. Im Anschluss daran geht es zurück zum Kurpark, wo gemeinsam die Landeshymne gesungen wird. Den Rest des Tages verbringen die Jahrgänge bei Ausflügen im Salzkammergut. Zur Feier des Tages bekommen die Jubilare von den zahlreichen Zuschauern Blumen und kleine Geschenke.
Der Liachtbratlmontag gilt in Bad Ischl als lokaler Feiertag. Ab Mittag (oder spätestens um 16 Uhr) schließen fast alle Firmen und Büros um den Mitarbeitern das Feiern zu ermöglichen. Auch wenn die Firmen die Zeche nicht mehr zur Gänze übernehmen, so stellt der Meister, der Chef, der Direktor, überlicherweise ein paar Liter Wein auf den Tisch. Der Feiertag ist ausschließlich Bad Ischl und seinen Bewohnern vorbehalten. In den angrenzenden Nachbargemeinden gibt es diese Tradition nicht, doch kommen verstärkt Jahrgangsfeiern in Mode.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl

© Faschingsdienstag 2016 ©Lenzenweger
Bader Jagerl & Gertraud (seine Frau)
© Faschingseröffnung ©Christoph Plamberger
Faschingseröffnung
© Faschingseingraben ©Lenzenweger
Faschingseingraben am Aschermittwoch

Fasching in Bad Ischl

jährlich vom 11. November bis Aschermittwoch
Wenn in Bad Ischl der "Båder-Jågerl und seine Frau Gertraud" behutsam aus deren Sommerquartier im Museum der Stadt Bad Ischl geholt werden ist der Fasching nicht mehr weit.
Seinen ersten großen Auftritt hat das Ischler Prinzenpaar am Fasching Samstag. Winkend und in einer Kutsche sitzend, wird Ihnen von der überaus reichen Zuschauerschar gehuldigt, wenn Sie den Kinderfaschingsumzug rund um das Ischler Stadtzentrum anführen. Dahinter reihen sich, natürlich die Ischler Faschingsgarde, und zudem hunderte bunt geschminkte Kinder, auf Wägen und zu Fuß. Allesamt als Ziel, erst eine Runde um das historische Stadtzentrum und anschließend das Ischler Pfarrheim. Gibt es doch dort die verdiente Stärkung und den fetzigen Ausklang.
Etwas Ruhe gönnt der Båder-Jågerl und seiner Gertraud am Fasching Sonntag und macht Platz für die Wilderer. Denn an diesem Tag bestimmen die einstigen Erzfeinde der Jägerschaft das Stadtbild in der Salzkammergut Metropole und das bis hinauf zu den gastfreundlichen Wirten auf der 1.400 Meter hoch gelegenen Katrin. Denn von dieser, und einer findigen Ischler Wirtin, ging der mittlerweile zur gelebten Tradition gewordene Wilderer Sonntag aus. Heute wird dieser bereichert durch das spektakuläre Winderer Downhill RAce am Fuße des Hausberges und findet seinen krönenden Abschluss im legendären Sirenenball der Feuerwehr.
Ihren größten Auftritt haben die Faschings Ikonen zweifelsohne aber am Fasching Dienstag. Bad Ischl, ohnedies ab den frühen Morgenstunden im Ausnahmezustand, fiebert geschlossen dem großen Faschingsumzug entgegen. Mit geschwellter Brust führen sie dann die hunderten Teilnehmer mit ihren fantasievollen Masken und Gebilden abermals rund ums Zentrum, wo sich, beschwingt von den ebenfalls teilnehmenden Musikkapellen, tausende Zuschauer dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Den närrischen Ausklang findet der Dienstag schließlich in den denkmalgeschützten Mauern der Trinkhalle, beim Faschingskehraus, sowie in den zahlreichen Bars und Gasthäusern der Innenstadt.
Bevor der Båder-Jågerl und seine Gertraud am Aschermittwoch wieder ins wohlbehütete Glaswohnzimmer im Museum der Stadt zurückkehren dürfen, gilt es noch den Fasching gebührend zu verabschieden. Stilecht, wie es sich für eine Kaiserstadt gehört, geleitet man den Fasching (in Form einer geschmückten Puppe) von der Eisstockbahn Rettenbach bis zur Steinfeldbrücke, wo er schließlich den kalten Wassern der Traun übergeben wird „auf des dast jo nimma zruck kimst heuer – oba nexts joa, do woat ma wieda auf die…“

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Der Båder-Jågerl und seine Frau Gertraud

Der Båder (=Arzt) Jågerl (mundartlich für Jakob) ist eine Groteskfigur in der Kleidung eines Soldaten um die Mitte des 18. Jhd., mit Dreispitz und gepudertem Zopf.

Ein Verkündzettel aus dem Jahre 1872, der anlässlich der Vermählung des Jågerls mit seiner Frau Gertraud als Flugblatt herausgegeben wurde, berichtet darüber, dass er beziehungsweise nur sein Kopf, daher Båder-Jågerl-Kopf benannt, 1742 von einem Bildhauer in Passau geschnitzt wurde.

Zwei Töchter des Ischler Bürgers Dogmayr, die in Passau zu Besuch waren, fanden so viel Gefallen an diesem Kopf, dass sie ihn in ihre Heimat mitnahmen. Zu seiner ersten Ehe entschloss sich der Jågerl 1773, aber 1809 raubten die Franzosen seie Frau und nahmen sie in ihrer Heimat mit. Er musste auch, ehe er nun im „Gries“ wohnen wollte, zum Kaufmann Martin Kogler übersiedeln. 1876 schließlich wurde dem schon griesgrämig gewordenen Jågerl die Jungfer Gertraud Grinsmayr angetraut, die von Josef Eisl, vulga „Wagner-Sepl“, Bildhauer im Eglmoos Nummer 24, als Vorbild aller Jungfrauen angefertigt wurde.

Bekannt ist die Rolle des „Båders“ im Volksbrauch als Quacksalber und Wundertäter, häufig in der Rolle eines Medizinmannes in der Ethnologie. Der Båder-Jågerl hatte auch gewisse Funktionen bei der Geburt eines Stammhalters im Ortsteil Gries der Stadt Bad Ischl. Die Figuren gehören zwar dem 19. Jhd. an, aber die dahinter wirksamen Vorstellungen sind um vieles älter.

Seit Generationen dienen der Båder-Jågerl und seine Gertraude dem Ischler Faschingsverein als Prinzenpaar im Ischler Fasching. Über das Jahr gut aufbewahrt im Museum der Stadt Bad Ischl, werden die beiden Puppen am Faschingssamstag aus ihrem Quatier geholt und führen, in einer Kutsche sitzend, die Faschingsumzüge an, ehe sie am Aschermittwoch wieder ins Museum zurückkehren.

Textquelle: Siegfried Lemmerer

© Krippenspiel ©Ischler Krippenspielgemeinde
© Krippenspiel ©Ischler Krippenspielgemeinde

Ischler Krippenspiel

alle 4 Jahre - vier Termine zwischen 25. Dezember und 6. Jänner
Beim Ischler Krippenspiel handelt es sich um das älteste religiöse Volksspiel in Oberösterreich. Der Text erschien in der "Sammlung alter Hirtenlieder und Weihnachtsspiele" des Florianer Chorherren Wilhelm Pailler im Jahre 1880 zum ersten Mal in Druck. Der Herausgeber beruft sich dabei auf einen Ischler Codex von 1654, der aber leider verschollen ist.
Im Linzer Landesmuseum befindet sich eine Handschrift aus dem Jahr 1725 - es ist dies die älteste bekannte Fassung des Ischler Krippenspiels. Einmal wurde es sogar zum Geburtstag des Kaisers am 18. August (!) 1879 aufgeführt.
Der Text galt viele Jahre lang als verschollen und wurde erst 1922 wieder entdeckt. Damit konnte in der Saison 1922/23 mit der von Vockner dazu komponierten Musik, das Krippenspiel wieder aufgeführt werden.
Nach dem 2. Weltkrieg hat die Ischler Volksspielgruppe die Tradition wieder aufgenommen und bringt das Ischler Krippenspiel seither alle 4 Jahre zur Aufführung.
Textquelle: Museum der Stadt Bad Ischl